Heute kommen wir zum zweiten Teil der Reihe Erschöpfung und Essstörung. Und heute verrate ich dir – tada – eine meiner größten Erkenntnisse, wenn nicht die absolut größte Erkenntnis für mich auf meinem Weg, wenn es um das Thema Erschöpfung geht.
Du darfst dich also auf etwas Neues gefasst machen, und auch auf ein gutes Stück unkonventionelles Denken, das hier, wie so häufig, für mich ein großer Schritt Richtung Freiheit war.
Ist Erschöpfung wirklich Müdigkeit?
Beginnen möchte ich damit, welche Gedanken das Wort Erschöpfung in uns eigentlich anzettelt, mit was wir es assoziieren. Nun, für mich persönlich und ich habe auch den Eindruck, gesellschaftsweit, ist Erschöpfung stark mit Müdigkeit verbunden – wenn es nicht sogar das selbe ist.
Sind wir erschöpft, so sagen wir “Ich bin müde, ich bin gerade irgendwie echt fertig mit allem, ich muss mich ausruhen, ich muss mich hinlegen.”
Ich habe mich viel ausgeruht. Sehr viel, wirklich.
Nicht nur Tage und Monate, ganze Jahre habe ich alles daran gesetzt, möglichst viel Zeit zum Ausruhen zu haben.
Aber trotzdem blieb ich müde.
Also habe ich mich auf die Suche nach einer Alternative gemacht, denn so richtig klappen wollte meine Ausruh-Strategie nicht.
Und: Ich bin fündig geworden, und zwar in eine ganz andere Richtung, als ich es ursprünglich erwartet hatte.
Was Erschöpfung wirklich ist
Es gibt nämlich einen Unterschied, habe ich gelernt. Und zwar müssen wir uns folgende Frage stellen:
Handelt es sich entweder um eine Erschöpfung aus wirklicher Müdigkeit?
Oder handelt es sich um etwas anderes – nämlich eine Erschöpfung aus Ohnmacht, aus Hilflosigkeit, also: einen Zusammenbruch der inneren Welt vor der überfordernden Außenwelt?
Wo das Gefühl vorherrschend ist: “Ich kann einfach nicht mehr” “Es geht nicht mehr” “Es ist zu viel?”
Das sind zwei sehr unterschiedliche Dinge, und niemals haben wir gelernt, sie zu unterscheiden. Diesen Unterschied zu lernen ist aber – so war es zumindest für mich – gewissermaßen lebenswichtig.
Denn ich behaupte, die Gefahr in Kauf nehmend, dass ich mit dieser Meinung erstmal nicht viele Freund:innen habe:
Ein Großteil der Erschöpfung, unter der wir alle leiden, ist zweiteres. Es handelt sich nicht (nur) um Müdigkeit – ja, sicher sind wir auch müde von dieser schnellen und fordernden Welt
– sondern es handelt sich um ein inneres “Nicht mehr Können”.
Wie kann ich nun rauskommen aus der Erschöpfung?
Was nützt uns dieses Wissen, magst du dich vielleicht fragen, was soll ich damit nun tun?
Nun, wenn wir uns so gut kennenlernen, das wir wissen: Das hier ist nicht ein normales müde sein, das hier ist Ohnmacht, und die Erschöpfung ist nur die Decke darüber, die mich vor der Ohnmacht schützen will – wenn wir das in uns erkennen können, dann eröffnen sich uns völlig neue Handlungsmöglichkeiten.
Denn wir können Schritt für Schritt lernen, aus diesem inneren Zusammenbruch herauszutreten. Und damit auch raus aus der Erschöpfung.
Und wie lernen wir den Unterschied in uns kennen?
Ganz ehrlich, es ist ein Ausprobieren. Zu Beginn lohnt es sich, die von mir aufgestellte Hypothese einfach zu testen.
Testen kannst du es beispielsweise, in dem du in dich hinein fühlst und spürst, ob sich da etwas in dir gerade ganz leise, ganz klein und ganz hilflos gegenüber dieser Welt fühlt. Und wenn es so ist, dann kannst du probieren, was dir hilft.
Mir hilft es meistens, wütend zu werden. Ich mache mir laute Musik an, stelle das Thema vor mich und bin so lange wild, frei und wütend, atme so tief und so viel, bis ich größer bin als dieses Thema. Und häufig, sehr häufig, ist danach die Erschöpfung vorbei.
Ich bin mehr als gespannt, von deinen ganz eigenen Erfahrungen zu lesen und freue mich über deine Nachrichten!
Hier kommst du zu Teil 1 und 3 dieser Artikel-Reihe:
👉 Warum Essstörungen zu Erschöpfung führen – und was wir dagegen tun können
👉 Wie ich mich vom Chronic Fatigue Syndrom geheilt habe